Flächenverbrauch

Insgesamt nimmt der Verkehr in Deutschland ca. 5 % der gesamten Fläche des Landes ein. Dabei wird mehr als die Hälfte dieser Fläche allein vom Straßenverkehr besetzt (Statistisches Bundesamt). Gerade in Städten gibt es Platzprobleme, denn Autos haben hier seit Jahrzehnten absolute Priorität. Wegen der Parkplätze und Straßen verbraucht ein Auto in der Stadt pro beförderter Person ca. 100 m2 und damit sehr viel mehr als die anderen Verkehrsmittel (Bus: 20 m2, Fahrrad: 10 m2; Straßenbahn: 8 m2, Fußgänger: 2 m2). Weniger Autos auf Straßen und Parkplätzen schafft Platz, der besser für Wohn- und Erholungsraum, Parks sowie für eine umweltfreundliche Mobilität genutzt werden kann (Allianz pro Schiene).

Durch die jahrzehntelange autofreundliche Verkehrspolitik müssen sich heute Radler*innen und Fußgänger*innen jeden Meter erkämpfen. Gleichzeitig behindern Falschparker*innen den Verkehrsfluss, parken in zweiter Reihe oder zugeparkte Geh- und Radwege zwingen andere Verkehrsteilnehmende zu riskanten Manövern (VCD). Die Aufteilung des Verkehrs zugunsten des Autos geschieht auf Kosten eines lebenswerten öffentlichen Raumes und hat für die Stadtbewohner*innen viele Nachteile .

Autos stehen am Tag im Schnitt mehr als 23 Stunden einfach nur herum und nehmen daher wertvolle Fläche ohne Mehrwert für die Gesellschaft ein. Besonders Parkplätze verbrauchen viel öffentliche Fläche (12 m2 im Schnitt pro Auto), die eigentlich allen zur Verfügung stehen sollte, aber von der nur wenige Autofahrer*innen profitieren. Rufe nach noch mehr Parkplätzen und Tiefgaragen können nicht die Lösung sein. Je mehr Parkplätze zur Verfügung stehen, desto mehr Verkehr gibt es auch (Heise). Zudem bringen Parkplätze Probleme und hohe Kosten mit sich.

Wo die Parkplätze hingegen nicht umsonst sind, nutzen Autobesitzer*innen weniger ihre Fahrzeuge, weil sich die Suche nach einem kostenfreien Parkplatz nicht lohnt (Deutsches Institut für Urbanistik). In Deutschland müssen sich Autofahrer*innen hierbei leider keine Sorgen machen. Die Parkgebühren sind sehr niedrig und decken nicht mal einen Bruchteil dessen ab, was die Allgemeinheit jährlich für Parkplätze ausgibt. Insbesondere der Bewohnerparkausweis ist in deutschen Städten im Vergleich zum europäischen Ausland spottbillig . Genauso sind die öffentlichen Parkgebühren hier viel zu niedrig .

Maßnahmen gegen die Parkplatzprobleme gibt es viele, aber sie sind nur dann wirksam, wenn gleichzeitig das Zufußgehen, Radfahren und der ÖPNV attraktiver gestaltet werden (Push & Pull). Parken muss teurer sein als das ÖPNV-Ticket, erst dann werden Busse und Bahnen eine echte Alternative (Agora Verkehrswende, Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen, 2020, S. 1-6). Leider fehlt es vielen Kommunalpolitiker*innen am politischen Willen , weil nur wenige Verkehrsthemen so kontrovers diskutiert werden wie das Parken.

Eines müssen wir uns in Erinnerung rufen: Es gibt kein gesetzliches Recht auf kostenloses Parken (Heinrich Böll Stiftung, Praxis kommunale Verkehrswende, 2020, S. 58-64). Dafür macht das richtige Parkraummanagement Städte grüner, sorgt für weniger Verkehr und für bessere Luft und lässt Geschäfte von mehr Fuß- und Radverkehr profitieren (Agora Verkehrswende, Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen, 2020, S. 1-6).

Für eine klimafreundliche Verkehrswende in den Städten muss dem Auto weniger Raum gegeben und der Straßenraum neu aufgeteilt werden. Eine Alternative sind Fahrräder. Sie nutzen den knappen öffentlichen Raum besser als Autos und sind deutlich umweltfreundlicher. Auf der Fläche, auf der ein Auto abgestellt werden kann, finden bis zu zehn Räder Platz; den Straßenraum, den ein fahrendes Auto bei Tempo 50 einnimmt, können sich mehr als drei Radfahrende teilen (Heinrich Böll Stiftung, Praxis kommunale Verkehrswende, 2020, S. 41-45).

Autostädte müssen nicht zwangsläufig welche bleiben. Paris und andere Städte machen es uns vor, wie Verkehrsraum auch gegen den Widerstand der Autolobby schnell umverteilt werden kann. Die Zeit in der Corona-Pandemie hat die Flächenaufteilung auch in unseren Städten verändert. Pop-up-Fahrradwege sorgten für Diskussionen, aber auch schnell für mehr Platz. Die Umwandlung von Parkplätzen zu Aufenthaltsflächen für Cafés und damit einem Stück mehr Lebensqualität haben gezeigt, dass es mit dem Willen und wenig Bürokratie möglich ist, schnell etwas zu verändern und den Vorrang für Autos zu brechen.