Flugverkehr
Für viele ist es heute selbstverständlich, schnell mal günstig mit dem Flugzeug zu verreisen. Den Preis aber müssen wir alle zahlen, denn Fliegen stößt eine Menge Treibhausgasemissionen aus. Setzt sich das Wachstum des Flugverkehrs fort, werden mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen zunichte gemacht (VCD). Der Luftverkehr gehört zu den größten Umweltsündern unter allen Verkehrsmitteln. Allein der von Deutschland ausgehende Luftverkehr stößt jährlich 30 Mio. Tonnen CO2, der innerdeutsche Luftverkehr rund zwei Mio. Tonnen CO2 aus. Wäre der globale Luftverkehr ein Land, stünde er in normalen Zeiten in den Top Ten der höchsten Emittenten (BUND). Insgesamt beträgt der Gesamtanteil von Flugreisen an der globalen Erwärmung etwa 5 %. Dabei spielt nicht nur CO2 eine Rolle, sondern auch der gefährlichere Ausstoß von Stickoxiden und Wasserdampf in der hohen Luftschicht (Utopia).
Da die Zahl der Flüge rasant ansteigt, haben sich die CO2-Emissionen des Flugverkehrs in Deutschland seit 1990 etwa verdoppelt. Zugleich sind sehr viele Deutsche durch Fluglärm in ihrer Gesundheit und Lebensqualität stark einschränkt. Gleichzeitig verursacht der Fluglärm große finanzielle Schäden (VCD).
Besonders Kurzstreckenflüge sind ein Albtraum für unser Klima und gehen meistens auf das Konto von Geschäftsreisen. Dabei wären Inlandsflüge in der Regel gar nicht nötig, denn solche Strecken könnten entweder mit dem Zug zurückgelegt oder durch digitale Alternativen wie Zoom etc. verhindert werden (BUND). Trotz aller Kritik sind Flüge innerhalb Deutschlands weiterhin möglich. Wie unsinnig dies ist, zeigt z. B. die Verbindung München nach Nürnberg (Utopia). Insgesamt ist das Fliegen zwölfmal so klimaschädlich wie Bahnfahren, daher müssen so viele Flüge wie möglich auf die Schiene verlegt werden, vor allem die Kurzstreckenflüge (Greenpeace).
Aber warum ist der Flug nach Mallorca manchmal günstiger als die S-Bahn-Fahrt zum Flughafen? Der Flugverkehr hat im Vergleich zum Bahnverkehr viele unfaire Wettbewerbsvorteile vonseiten der Politik erhalten. Günstige Tickets werden erst durch die indirekten hohen Subventionen und Steuererleichterungen im Umfang von ca. 12 Mrd. Euro jährlich möglich. Dazu zählen z. B. die Befreiung von der Kerosinsteuer und der Mehrwertsteuer auf Flugtickets (Am Boden bleiben).
Während der Staat für absurd billige Flüge mit aufkommt, müssen Bahnreisende weiterhin hohe Ticketpreise bezahlen. Die Airlines streichen nicht nur die Subventionen ein. Mit strikten Einsparungen bei den Personalkosten werden die Tiefstpreise erst möglich (Umweltbundesamt, Umweltschonender Luftverkehr, 2019, S. 17-19).
Unser Steuergeld fließt nicht nur in die Airlines, sondern auch in die Finanzierung der unrentablen Flughäfen. Von den 16 internationalen Flughäfen in Deutschland schreiben 10 rote Zahlen und werden dauerhaft subventioniert. Die 19 regionalen Flughäfen würde ohne die staatlichen Hilfen nicht überleben (Am Boden bleiben). Welche finanziellen Auswüchse das annehmen kann, zeigt der Berliner Flughafen.
Nichtsdestotrotz hoffen viele Menschen mit neuen Antrieben und klimaschonenden Kraftstoffen, auch in Zukunft fliegen zu können. Diese Träume haben mit der heutigen Realität nichts zu tun, denn der Luftverkehr ist kaum elektrifizierbar. Die Nutzung von möglichst treibhausgasneutralen Kraftstoffen wie Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen kann einen wichtigen Beitrag leisten.
Doch Wasserstoff ist mit Problemen verbunden: Zwar macht der Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff einen Luftfahrtantrieb kohlenstofffrei. Jedoch muss zur Erzeugung von Wasserstoff viel Strom und Wasser bereitgestellt werden. Zudem müsste der Strom natürlich aus rein erneuerbaren Energien stammen und zum Flughafen transportiert werden. Dafür gibt es viel zu wenig grünen Strom und der produzierte Wasserstoff wird genauso in anderen Branchen gebraucht. Für alternativlose Langstreckenflüge sind synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff in Zukunft eine mögliche Alternative, stellen aber keine nachhaltige Lösung dar (DLR).
Inzwischen gibt es die Möglichkeit, die Umweltbelastungen der eigenen Flüge zu kompensieren. Allerdings ist die Bilanz ernüchternd. Weniger als 1 % aller Flüge ab Deutschland werden kompensiert. Wir können also nicht so weitermachen wie bisher. Der einzige Ausweg ist, Flüge zu reduzieren. Ein erster Schritt dazu wären ehrliche Preise: Das Fliegen muss so teuer werden, dass die Klimaschäden angemessenen sichtbar werden (GEO). Denn ohne harte Maßnahmen wird sich das starke Wachstum ungebremst fortsetzen. Die entstehenden Emissionen können auch effizientere Flugzeuge nicht ausgleichen (Am Boden bleiben).
Natürlich sind manche Ziele nur mit dem Flugzeug zu erreichen und ohne das Fliegen wird es auch in Zukunft nicht gehen. Bis es aber wirkliche technische Veränderungen gibt, können wir selbst – soweit es geht – aufs Fliegen verzichten. Muss ich also wirklich nach Asien in den Urlaub fliegen? Muss ich mit einer „Billig-Airline“ für ein paar Euro übers Wochenende nach Mallorca fliegen? Oder kann ich Reisen, vor allem innerhalb des Landes, nicht auch mit der Bahn zurücklegen? So kann jede*r aktiv zum Klimaschutz beitragen!