Öffentlicher Personenfernverkehr (ÖPFV)

Die Klimaziele im Verkehr sind nur durch eine Reduktion des Inlandsflugverkehrs zu erreichen. Um dies umzusetzen, muss der Schienenverkehr ausgebaut und ausgelastet werden. In Deutschland liegt der Öffentliche Personenfernverkehr (ÖPFV) hauptsächlich in den Händen der Deutschen Bahn. Trotz der Bedeutung für den Klimaschutz lag der Anteil des ÖPFV am Gesamtverkehrsaufkommen vor der Corona-Pandemie bei nur 4,5 % (BMVI, Verkehr in Zahlen 2020/2021, 2021, S. 54f.).

Seit 2018 fährt die Deutsche Bahn im Fernverkehr mit 100 % erneuerbaren Energien, was den Zug zu den klimafreundlichsten Verkehrsträger im Fernverkehr macht. Besonders im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln schneiden Fernzüge hier gut ab, da sie offiziell nur 29 g Treibhausgasemissionen pro Personenkilometer ausstoßen (Fernbusse: 29 g, Pkws: 143 g). Allerdings hängt die tatsächliche Klimafreundlichkeit von der Berechnung des genutzten Strommix ab.

Für wirkliche Klimaneutralität muss die Deutsche Bahn vor allem die Elektrifizierung der gesamten Gleisstrecken schneller voranbringen (allianz-pro-schiene).

Immer wieder gibt es verständliche Kritik an den teuren Ticketpreisen der ICEs und ICs. Dies beruht einerseits darauf, dass der Fernverkehr eigenwirtschaftlich funktioniert und nicht vom Staat subventioniert wird. Die Deutsche Bahn und ihre Konkurrenten wie Flixtrain müssen die Ausgaben über Ticketverkäufe decken (VCD). Außerdem hat der Schienenfernverkehr mit ungleichen Wettbewerbsbedingungen zu kämpfen: Die Bahn zahlt den zweithöchsten Stromsteuer-Satz in ganz Europa und ebenso noch Ökosteuer und EEG-Umlage. Fährt ein Zug auf dem Schienennetz, muss außerdem ein Trassenpreis gezahlt werden. Das alles schlägt sich auf den Ticketpreis aus. Die konkurrierenden Verkehrsträger genießen hingegen eine Reihe von komfortablen Privilegien .

Es sind folglich nicht die Preise der Deutschen Bahn im Fernverkehr, die übermäßig teuer sind, sondern die Preise der anderen Verkehrsmittel werden mit viel Steuergeld künstlich günstig gehalten. Dies könnte allerdings durch andere Investitionsschwerpunkten geändert werden (allianz-pro-schiene). Gleichzeitig ist es wichtig, wie viel wir als Gesellschaft an externen Kosten (z. B. Unfall- und Klimakosten) tragen und dabei schneidet der ÖPFV sehr gut ab.

Einer der größten Kritikpunkte an den Fernzügen sind die Verspätungen. Jede*r kennt wohl die Ansagen und Unannehmlichkeiten von langen Verspätung oder kompletten Ausfällen. Im Jahr 2020 lag die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn im Fernverkehr bei 81,8 %. Das ist noch deutlich ausbaufähig, war aber bereits eine Verbesserung von 6 % zum Vorjahr (Deutsche Bahn).

Um die Menschen aus dem Flugzeug auf die Schienen zu bringen, erleben die Nachtzüge eine Wiedergeburt. Und das zu Recht, denn sie bieten als umweltfreundliche Reisemöglichkeit mehrere Vorteile . In Europa muss jedoch erst wieder ein Nachtzugnetz geschaffen werden. (allianz-pro-schiene).

Um die Rückstände der letzten Jahre aufzuholen, muss nun viel Geld investiert werden. Gleichzeitig wird endlich der Mut benötigt, die Wettbewerbsvorteile anderer Verkehrsmittel anzupassen. Allerdings sind diese Kosten für die Gesellschaft und die Umwelt deutlich geringer als die Fortführung der aktuellen Verkehrspolitik. Denn Fernzüge sind die mit Abstand umweltfreundlichsten Verkehrsmittel für lange Inlandsreisen und für Reisen durch Europa. Trotzdem müssen wir uns immer wieder fragen, ob Fernreisen wirklich nötig sind. Denn selbst durch eine Reise mit den klimafreundlichen Fernzügen entsteht CO2. Die umweltfreundlichste Reise ist immer noch die, die gar nicht erst angetreten wird.