Glas

Immer mehr Lebensmittel werden in Glas-Verpackungen angeboten. Glas wird von vielen Menschen als umweltverträglich eingestuft und somit als gute Alternative zur Konservendose aus Aluminium oder zur Plastikflasche gewertet. Aber ist diese Verpackung wirklich so umweltschonend? Ja und nein!

Die Ökobilanz einer Glasverpackung hängt unter anderem von drei wichtigen Faktoren ab.

  1. Materialeinsatz und Produktion: Rohstoffe, die zur Herstellung von Glas benötigt werden, sind Quarzsand, Soda, Kalkstein, Dolomit und recyceltes Glas. Außerdem sind enorm hohe Temperaturen notwendig. Die dafür eingesetzte Energie „lohnt“ sich nur, wenn das hergestellte Glas möglichst lange genutzt wird.
  2. Transportweg: Generell ist der CO2-Fußabdruck von Glas pro Gramm geringer als der von Plastik. Das Problem: Glas ist wesentlich schwerer als Plastik. Dementsprechend ist auf dem Transportweg, den eine Flasche zurücklegt, bis sie im Handel verkauft wird, mehr Energie notwendig. Laut NABU haben Plastikmehrwegflaschen (PET-Mehrweg) gegenüber Glasflaschen Umweltvorteile beim Transport, weil sie leichter sind. Eine Studie vom ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH) zeigt, wie kompliziert ein Vergleich zwischen den unterschiedlichen Verpackungen wirklich ist. Zum Beispiel sind regional vertriebene 0,5-Liter Mehrweg-Glasflaschen im Vergleich zu 0,5-Liter PET-Einwegflaschen noch ökologisch überlegen. Vergleicht man allerdings die 1,5-Liter PET-Einwegflaschen mit einer 0,7-Liter Glas-Mehrwegflasche, können keine eindeutigen Vor-und Nachteile mehr festgestellt werden – sofern der Transportweg der Plastikflasche gering ist. Das Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt wird durch die zunehmende Flaschengröße besser zugunsten des Einwegplastiks.
  3. Wiederverwertung: Wenn es sich um Einwegglas handelt (was bisher meist der Fall ist), muss dieses nach dem Gebrauch wieder eingeschmolzen werden – und das erfordert in der Regel Temperaturen um die 1000 ºC, was ebenfalls nicht besonders umweltfreundlich ist und viel CO2 verursacht.

Unter Berücksichtigung dieser drei Gesichtspunkte ist neu hergestelltes Glas im Vergleich zu Kunststoff keine umweltschonende Alternative.

Besser ist es, auf Altglas zurückzugreifen. Laut Umweltbundesamt lag die Recyclingquote in der Glasproduktion 2018 bei 83 % (Umweltbundesamt, Statista). Altglas kann unendlich oft wieder eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Glasprodukte genutzt werden. Solch eine erneute stoffliche Nutzung ist umweltverträglich und kann viele Rohstoffe einsparen, wenn die verschiedenen Glasprodukte wie Flaschen und Fenstergläser an ihrem Lebensende dem richtigen Entsorgungsweg zugeführt werden. Dabei ist die Farbreinheit der Altglasscherben besonders wichtig.

Allerdings liegt auch hier der Energieaufwand, der zum Recyceln benötigt wird, ungefähr in der Größenordnung von der Neuherstellung eines Getränkekartons – der auch noch zu 75 % aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.

Leider bieten immer mehr Lieferanten ihre Produkte in speziell gestalteten Flaschen an. Diese müssen immer zurück zum Abfüller transportiert werden, teils durch die gesamte Republik. Standardflaschen hingegen gehen in einen gemeinsamen „Flaschenpool“ und können vom nächstgelegenen Abfüller wieder eingesetzt werden. Daher ist es ökologisch besser, Getränke in Standardmehrwegflaschen zu bevorzugen und sich nicht von dem Design und gutem Marketing anziehen zu lassen. Immerhin senkt die Nutzung von Altglas den Verbrauch von neuen Rohstoffen.

Kunststoff vs. Glas – ganz schön kompliziert

Wenn man allein diese wenigen Gesichtspunkte beim Einkauf berücksichtigt, merkt man schnell, wie kompliziert der Vergleich ist. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass Glas nachhaltiger sein kann als Plastik, wenn …

  • … eine Standardgrößenverpackung genutzt und immer wieder verwendet wird. So werden keine neuen Rohstoffe benötigt und die Produktion verbraucht weniger Energie. Glasmehrwegflaschen können bis zu 50 Mal wieder befüllt werden. Die Alternative aus Kunststoff nur bis zu 25 Mal.

  • … die Transportwege kurz sind. Bei regionalen Produkten ist es durchaus sinnvoll, sie in Glas zu verpacken, denn das kann dann von örtlichen Betrieben, die über die entsprechenden Maschinen verfügen, wieder gereinigt werden. Wenn man auf Mehrwegglasbehälter aus der Region zurückgreift, schont man nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Gesundheit.

Glas vs. Tetrapak – was ist umweltfreundlicher?

Bei Getränkekartons wie Tetrapaks handelt es sich ausschließlich um Einwegverpackungen, da diese vom Pfandsystem ausgenommen sind. Sie bestehen aus verschiedenen Schichten von Karton, Kunststoff und manchmal noch Aluminium. Teilweise wird Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft genutzt oder die Bestandteile bestehen aus recyceltem Material.

Aufgrund des geringen Gewichts wird beim Transport weniger Energie als bei Glas oder Kunststoff benötigt. Doch das Recycling ist umso aufwändiger, da die verschiedenen Schichten getrennt werden müssen.

Das Umweltbundesamt berichtet, dass in Analysen verschiedener Studien Mehrweg-Glas und Getränkekartons aus ökologischer Sicht gleichauf liegen.

Fazit

Mittlerweile werden immer mehr regionale Produkte in Standardmehrwegflaschen angeboten. So gibt es zum Beispiel nicht nur Milch und Joghurt im Pfandglas, sondern auch Mais, Cornichons, Kichererbsen und pflanzliche Alternativen. Ebenso greifen auch viele Getränkehersteller wieder auf die Standardflasche zurück. Durch den Kauf von Produkten in gängigen Pfandbehältern fördert man die Nachfrage am Ausbau der Angebotsvielfalt.

Übrigens: Schraubdeckel dürfen mit in den Container

Schraubdeckel aus Metall und Kunststoff können ebenso gut wie Glas recycelt werden. Dafür ist es sinnvoll, diese korrekt zu entsorgen. Allerdings ist es nicht schlimm, wenn du mal einen Deckel im Altglas vergisst. Das gesammelte Glas aus dem Container wird in der Recyclinganlage zerkleinert und sortiert. Deckel und Verschlüsse aus verschiedenen Materialien wie Aluminium, Kunststoff oder Kork werden dabei maschinell aussortiert. In modernen Recyclinganlagen kommen dafür Magnete und Kameras zum Einsatz.

Wenn du Metalldeckel, Kron- und Weinkorken nicht nur recyceln, sondern beim Entsorgen Projekte unterstützen möchtest, solltest du diese separat sammeln. Es gibt z. B. in Hamburg an vielen Orten Stationen, wo du diese abgeben kannst. Der Verein Collect Kronkorken holt sie dann ab und bringt sie zu Wertstoffhändlern. Den Erlös setzt Collect e. V. dann in Umwelt- und Tierschutzprojekten wieder ein.